www.wirtschaftskontrolle.de - Für den Wirtschaftsstandort Deutschland

Sonntag, September 25, 2005

Ende des Proletariats oder Willkommen im Ur-Kapitalismus

Im Herbst 2004 hatten die Mitarbeiter von Opel in Bochum die Möglichkeit, Geschichte für den Arbeitsmarkt in Deutschland zu schreiben.

Ein furioser Start von 0 auf 100, dann - als hätten die Initiatoren Angst vor der eigenen Courage bekommen - dezenter Rückzug und sich gegenseitig auf die Schultern klopfend glücklich reden, dass im Rahmen der Möglichkeiten das Bestmögliche erreicht wurde.

Seitdem hat sich bei Opel einiges getan - zu diesem Thema hatte ich mich mit der Überschrift

OPEL - oder: „Bitte helfen Sie uns, damit wir Sie weg-rationalisieren können!“

ausgiebig befasst.

Dass nach dem Personalabbau plötzlich eine so hohe Nachfrage nach dem Zafira kam, dass man jetzt gezwungen ist, diesen Personalengpass im polnischen Werk zu kompensieren, zeigt deutlich die rücksichtslose Vorgehensweise des Managements und die kompromisslose Ausrichtung auf Gewinnmaximierung auch oder erst recht gegen das Wohl der Mitarbeiter.

So sehr ich Gewinne begrüße, hier werden sie realisiert, indem man die überflüssigen Mitarbeiter dem „größten Mitarbeiter der Bundesrepublik - Agentur für Arbeit“ überträgt und somit die Allgemeinheit diesen Gewinn bezahlen lässt.

Wenn „Bild“ recht hat (www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1111237), wird der Volkswagen-Geländewagen „Marrakesch“ doch im Stammwerk (und somit nicht in Portugal) gebaut, die „... Arbeitnehmerseite habe sich zu erheblichen Zugeständnissen bei den Lohnkosten bereit erklärt...“. Weiterhin ist dort zu lesen „... Entscheidung gilt als Testfall für die Kompromissbereitschaft der Arbeitnehmer und könnte wegweisend für die anderen fünf westdeutschen VW-Werke ...“. Ich denke sogar noch weiter - es wird der Testfall für alle Industriebetriebe in Deutschland sein.

Noch ist es Sonntag, der Bericht muss also noch nicht die Realität darstellen - ich befürchte jedoch, dass „Bild“ das Ergebnis hier richtig vorwegnimmt.

Soll ich nun traurig sein?

Oh ja, es macht mich traurig, traurig und wütend zugleich. Traurig deswegen, weil die alten Unternehmertugenden in Deutschland nur noch so selten gelebt werden, dass jeder einzelne extra erwähnt wird, wie z. B. Wolfgang Grupp, der Geschäftsführer von Trigema (http://www.karrierefuehrer.de/arbeitswelt/grupp_interview.html) , der zitiert wird mit
“Die Verantwortung für meine Mitarbeiter steht an erster Stelle” oder “Die Trigema-Betriebsfamilie” bekennt sich eindeutig zum Wirtschaftsstandort Deutschland.

Wütend macht mich, dass die Betroffenen außer jammern nichts tun werden und mit jeder hingenommenen Kürzung dem Management zeigen, dass das Ende der Fahnenstange immer noch nicht erreicht ist und man somit ja ruhig noch weiter kürzen kann.

Könnte ein Streik etwas bewirken?

Das kommt darauf an, wen man fragt:

Das Management wird erklären, nicht erpressbar zu sein und genügend Geld in der Kasse zu haben (das mit dem Geld stimmt tatsächlich) und dass man eher ein Werk schließen würde, bevor man nachgibt. Dem widerspricht allerdings, dass man eine Werksschließung im Zusammenhang mit Belgien gerechnet und als unrentabel ermittelt hat (http://www.ftd.de/ub/in/23514.html?nv=cd-rss).

Die Gewerkschaft weiß, dass sie nicht alle Mitarbeiter hinter sich bekommt - Streikgelder gibt es ohnehin nur für die Mitglieder - eine Schlappe kann sie sich zur Zeit nicht leisten.

Der Betriebsrat (ich nehme an, es gibt noch einen, gegen den nicht wegen Vorteilsnahme ermittelt wird), muss erst wieder das Vertrauen der Mitarbeiter gewinnen.

Ich bin ein Freund des Ausgleichs - Macht, egal auf welcher Seite, verführt.

Was aber die Unternehmen hier an Maßnahmen auffahren, ist Macht pur - schauen Sie mal in der Schublade nach, ob Ihr Stirnband aus Ihrer Zeit der Protestkundgebungen (Nato-Doppelbeschluss, Pershing usw. - Sie erinnern sich?) noch vorhanden ist.

Ihr Gegner damals war viel mächtiger (USA, Bundesrepublik), Sie waren damals aber überzeugt, das Richtige zu tun. Vor was haben Sie heute Angst? Vor dem Verzicht auf Annehmlichkeiten? Sie können sicher sein, Ihr Verzicht hat bereits begonnen.

Entscheiden Sie klug, aber lassen Sie sich nicht zu viel Zeit!

Freitag, September 23, 2005

Wozu braucht man Aktien oder Was Lacostet die Welt - Geld spielt keine Rolex?

In den Anfängen meiner Betriebswirtschaftlichen Ausbildung lernte ich die Funktion von Aktien noch so kennen: Eine Firma braucht Kapital, dazu gibt sie Aktien aus, tauscht also Geld gegen Firmenanteile.

Die Aktionäre bekommen, quasi als Verzinsung für das eingesetzte Kapital, eine Gewinnausschüttung (Dividende), die vom Geschäftsergebnis abhängig ist (gutes Ergebnis - hohe Dividende, schlechtes Ergebnis - wenig oder auch keine Dividende) und die Firma gehört ihnen zum Teil.

Für mein Verständnis ist nun das Geschäft abgeschlossen, die Ware "Aktie" ist verkauft.

Dass es jetzt einen Markt gibt, der die Aktien kauft und verkauft - gut, aber wem nutzt das?

Dem Unternehmen doch sicherlich nicht mehr, denn deren Geschäft (Geld gegen Anteile) ist abgewickelt. Jetzt befindet sich die Aktie auf einem Zweitmarkt, der mit dem eigentlichen Unternehmen nichts mehr zu tun hat.

Der Aktionär, den mit der Firma nicht wirklich etwas verbindet, will aber mehr als die Gewinnausschüttung, er will den Kursgewinn. Also wirkt er über die Aktionärsversammlung auf das Management ein, mehr Gewinne zu machen!

Das Management folgt diesem Auftrag, überlegt, wie Kosten gespart werden können und entlässt Personal, allein durch diese Maßnahme wird die Gesellschaft besser bewertet, die Aktienkurse steigen und der Aktionär macht seinen Gewinn daraus (er verkauft, wenn der Höchststand erreicht ist).

"... In Frankfurt beginnt am Morgen die Internationale Automobil-Austellung. Dax-Spitzenreiter waren Volkswagen. Die Papiere gewannen 1,6 Prozent. In den Verhandlungen um die Stellenabbau-Pläne schießt sich das Management auf den Haustarifvertrag ein. Konzernchef Bernd Pischetsrieder wies am Wochenende auf die Möglichkeit einer Kündigung dieser Vereinbarung hin, die betriebsbedingte Entlassungen bis zum Jahr 2011 ausschließt ..."

Was hat das Unternehmen davon - nichts, oder?

Entscheidet sich ein Unternehmen für das Personal (auf äußeren oder inneren Druck oder warum auch immer) , gibt es direkt die Retourkutsche vom Aktienkurs (http://www.ftd.de/tm/tk/23370.html?nv=cd-rss) - ... Siemens verzichtet auf Entlassungen
Der Siemens-Konzern hat sich mit der IG Metall auf ein Maßnahmenpaket für Einsparungen in seiner Kommunikationssparte Com geeinigt. Dabei soll zunächst auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden... ...An der Börse gab der Kurs der Siemens-Aktie um 1,7 Prozent auf 61,83 Euro nach und lag damit am Ende des Kurszettels ...

Kann mir jemand erklären, warum Aktienhandel ein so schützenswertes Gut ist, warum Verstöße gegen Insiderhandel stärker geahndet werden als existenzielle Eingriffe in die Lebensautonomie der Mitarbeiter durch Massenentlassungen?

Vielen Dank schon mal.

Donnerstag, September 22, 2005

Gewinner-Gewinner-Methode oder Alle haben gewonnen, sogar die Demokratie!

In jedem Verkaufstraining wird von der Gewinner-Gewinner-Methode (neudeutsch win-win) geredet, die den Schlüssel für den Erfolg darstellt. Im Klartext: Es geht darum, dafür zu sorgen, dass nicht der Verkäufer alleine gewonnen hat, sondern auch der Kunde - nur dann ist das Geschäft stabil, das bedeutet stornosicher.

Was wir Wähler initiiert haben, wurde von den Politikern in die Gewinner-Gewinner-Gewinner-Gewinner-Gewinner-Methode umgewandelt:

Die CDU/CSU (zwei Parteien, aber eine Fraktion - trotzdem zwei Vorsitzende - aber lassen wir das) hat eindeutig gewonnen, denn Sie hat die Regierung rot-grün gestoppt.

Die SPD hat eindeutig gewonnen, denn Sie hat den Kanzleranspruch der CDU/CSU vereitelt.

Die Grünen haben eindeutig gewonnen, denn Sie haben ihre Wähler hinter sich halten können.

Die FDP hat eindeutig gewonnen, denn sie hatihr letztes Ergebnis weit übertroffen.

Die Linke hat eindeutig gewonnen, denn sie sind als newcomer direkt weit über die 5 %-Hürde gekommen.

Nach der Theorie der Verkaufstrainer sind somit alle Parteien Gewinner - ein Ergebnis, dass demnach alle glücklich machen muss.

Wäre das ganze ein Laborversuch, alle Beobachter wären fasziniert. Endlich bewegt sich was. Es gibt kein klassisches entweder schwarz-gelb oder rot-grün, bei denen fast jeder im Vorfeld schon weiß, wo es hingeht - nein, hier hat die Demokratie die Möglichkeit, zu beweisen, dass und wie sie funktioniert. Für alle Leistungskurse Politik/Sozialkunde ist dies die reale Umsetzung der bisher nur trockenen Theorie. Für alle, deren Schulzeit schon eine Zeit lang her ist, war das ganze Drum Herum eine tolle Auffrischung.

Leider ist es aber kein theoretischer Denkansatz, sondern die harte Realität. Ich hoffe ganz besonders, dass die Demokratie diese Prüfung besteht. Neuwahl wäre die absolute Bankrotterklärung.

Mittwoch, September 21, 2005

Der kleine satirische Seitenhieb: Der Wahlsonntag

Die Politik nähert sich zweifellos immer stärker der Unterhaltung an. Als am vergangenen Wahlsonntag um 18:00 Uhr die Prognosebalken für die CDU/CSU noch oben schnellten, konnte wohl kaum jemand emotionslos auf dem heimischen Sofa verharren.

Je nach Gusto setzte es Enttäuschung, Schadenfreude oder schlicht Applaus für die Tatsache, dass der allseits bedrängte Wähler sich tatsächlich erdreistet hat, die Politiker zu verhohnepipeln - wo das doch bisher traditionsgemäß umgekehrt vonstatten ging.

Heiter weiter in die Elefantenrunde - ein Festmahl für Freunde der geschauspielerten Realsatire. Wie der Schröder als Louis XIV. der Gegenwart gekonnt neben sich stand bzw. saß, das war schon bemerkenswert. "Le Kanzler, c'est moi" war sein Motto, fehlte nur noch ein Sonnenkranz im Hintergrund und der Siegelring am Finger (obwohl, vielleicht hatte er letzteren wirklich an und die Journalisten vergaßen, ihn zu Beginn der Sendung zu küssen ?).

Merkels Karriere als Schauspielerin leidet hingegen an einem schweren Makel - selbst ausgerufenen Siegern hängen eigentlich nur selten die Mundwinkel herunter bis an die Kniescheibe. Wie sie die Ansprüche auf den Kanzlerthron geltend machte, erinnerte an die schüchterne Sekretärin, die zum Chef kommt und um eine Führungsposition anfragt. Da hört man den Wahlkampfmanager im Hintergrund rufen: "Das müssen wir nochmal üben, Angie".

Stoiber brillierte in einer tragenden Doppelrolle; er gab tapfer den selbstbetrügerischen Junkie. Seine Droge: das CSU-Wahlergebnis. Und das, obwohl seine Partei in Bayern unter die 50 %-Marke rutschte. Moment, sitzen da nicht angeblich die intelligenten Menschen des Bundesgebiets ? Haben die etwa mal den Wahlzettel genau durchgelesen und bemerkt, dass es noch andere Parteien gibt ? Nicht umsonst gibt es im deutschen Sprachgebrauch das geflügelte Wort "gefährlich schlau sein".

In den Nebenrollen: Westerwelle als standhafte und murrende Jungfrau, die sich einem anderen versprochen hat, Fischer versteckte unter dem Tisch seinen E.T.-Blinkefinger ("will nach Hause") und schließlich Bisky als in sich hineingrinsendes Kasperle - durfte kaum was sagen, aber man sah, dass er Spaß hatte.

Und wie geht es jetzt weiter ? Auch hier hilft der Blick in die Schauspielschatulle: wer kennt nicht das typische Strickmuster der romantischen Komödie ? Männlein trifft Weiblein, beide finden sich gegenseitig furchtbar bäh und schmeißen sich zur Erheiterung des Publikums böse Sprüche an den Kopf. Der SAT1-Film-Film-Geschädigte weiss aber schon nach zehn Minuten - am Ende kriegen sie sich. Irgendwie.

Wer bei der Koalition Männlein und Weiblein sein wird - das werden die kommenden Tage zeigen. Und dann ist wohl Schluss mit lustig.

Samstag, September 17, 2005

Parteienspenden oder Sie werden zur Kasse gebeten, ob Sie wollen oder nicht!

Stellen Sie sich einmal vor, Sie schenken einem Kind jeden Tag Süßigkeiten. Das Kind nimmt diese an, bedankt sich nie, zeigt auch nie ein Zeichen von Freude.

Würden Sie dieses Kind weiter beschenken?

Ich denke Nein. Das Kind betrügt Sie um die Freude, die Sie empfinden, wenn Sie die strahlenden Augen des Kindes sehen.

Wenn also meine These stimmt, dann macht jeder (außer gerade Sie vielleicht) ein Geschenk in der Erwartung einer Gegenleistung – und sei es nur ein freundliches Lächeln.

Das ist auch sicherlich der Grund, warum die Parteienspenden über 50.000 Euro namentlich zu melden sind.

In der Wikipedia (http://www.wikipedia.org/) sind die Spender seit 01. Juli 2002 benannt http://de.wikipedia.org/wiki/Parteispende .

Anders als die Aufstellung bei Wikipedia habe ich einmal die Beträge nach den Koalitionsparteien zusammengezählt. Danach ergab sich bei der Regierungs-Koalition (SPD und Grüne) Spendeneinnhmen in Höhe von 1.713.016 Euro, bei der Oppositions-Koalition (CDU/CSU und FDP) 8.698.203 Euro, also ca. 5 mal mehr.

Nach diesen Zahlen, die Sie in der Wikipedia gerade nachgeschlagen haben, hätte die Allianz Versicherung AG die Regierungspartei minimal bevorzugt, Daimler-Chrysler und Porsche beiden gleich viel gespendet, E.On hat seine Spende zu 60 % der Regierung und zu 40 % der Opposition gespendet. Die Firma Ostwind GmbH hat einzig und allein an die Grünen gespendet.

Die zahlenmäßig kleinen Parteien FDP und CSU haben zusammen fast den gleichen Betrag an Spenden einespielt wie die CDU, was bemerkenswert ist. Im Vergleich zur SPD hat die FDP fast 50 % mehr Spenden von der Wirtschaft zu bekommen.

Klar, hat ja jeder gewusst, die bürgerlichen Parteien, wie Stoiber seine Koalition gerne in Abgrenzung zu den Linken bezeichnet, bekommen ganz schön viel finanziellen Zuspruch aus der Wirtschaft – dürfen sie sich dann trotzdem noch bürgerlich nennen?

Warum tut die Wirtschaft das? Bestimmt nicht nur, um ein Lächeln zu bekommen!

Wenn ja meine These stimmt (Geschenk und Gegenleistung), bekommen einige Aussagen der Opposition über den Wirtschaftsstandort Deutschland und das Gerede über den Abbau von Sozialleistungen doch einen ganz interessanten Aspekt.

Nun, unabhängig davon, sein eigenes Geld darf jeder verschenken, wie er will. Dem zu Folge, darf er auch spenden.

Nun kommt aber der Punkt, der mich ärgert.

Die Grünen weisen auf einer website (http://www.gruene-lippe.de/spenden.htm) darauf hin, dass eine Parteispende steuerlich ganz besonders behandelt wird. Wenn ich tatsächlich 1.000 Euro spende, bekäme ich vom Finanzamt über die Steuerrückerstattung 500,-- Euro zurück. Das Finanzamt seinerseits nimmt dieses Geld allerdings aus den Steuereinnahmen, die der Staat selbst dringend für die Bürger benötigt.

Ich behaupte, dass ein Parteienspender sich am Gemeinwohl vergreift – der Umstand, dass er spendet, zwingt die Gesamtheit der Steuerzahler, sich an dieser Spende zu beteiligen.

Aber das ist ja noch nicht alles: Pro Euro Spende bekommt die Partei noch einmal 38 Cent Zuschuss – natürlich auch von den Steuergeldern, nachzulesen unter http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/976888 .

Daraus ergibt sich:

Ich spende 1.000 Euro – kostet mich ja nur 500 Euro, das Gemeinwohl hingegen ebenfalls 500 Euro
Zuschuss 380 Euro – kostet mich nichts, das Gemeinwohl aber 380 Euro
Ergebnis 1.380 Euro in der Parteienkasse, davon von der Allgemeinheit 880 Euro !!!

Stellen Sie sich vor, es verzichtet jemand zu Gunsten einer politischen Gruppierung, die Sie nie im Leben unterstützen würden, auf 500 Euro seines schwer verdienten Geldes - bitteschön, das darf er/sie. Sie werden aber dadurch, ohne dass Sie gefragt werden, gezwungen, diese Spende insgesamt mit 880 Euro zu fördern - gut, nicht Sie alleine aber die Allgemeinheit und damit auch Sie. Müsste man dann das Spenden (zumindest das an die Parteien) nicht als Sozialschmarotzertum bezeichnen?

Übrigens - Herr Kirchhof - wissen Sie nun, warum Sie nie im Leben eine Chance hatten, Ihre Steuervereinfachung durchzusetzen, warum Sie nicht nur Ihre politischen Gegener, sondern auch Ihre politischen Gönner nicht zum Zuge kommen ließen?

Dienstag, September 13, 2005

Der Kommentar zur Elefantenrunde

Eigentlich müsste der Groschen jetzt gefallen sein. Erst das große Duell Schröder-Merkel und nun alle Vertreter der wichtigsten Parteien im Streitgespräch. Zweimal 90 Minuten, das sollte doch ausreichen, um den Stimmzettel am kommenden Sonntag nicht mehr unsicher mit dem Kugelschreiber umkreisen zu müssen.

Müsste. Sollte. Tut es aber nicht. Wer nicht Stammwähler einer Partei ist, sondern das Für und Wider der gesammelten Argumente abwägen will, hat es wirklich nicht leicht. An welche Kriterien kann man sich denn überhaupt noch klammern, um das Kreuzchen an der Stelle zu machen, mit der man ein paar Wochen nach der Wahl noch leben kann ?

Die Inhalte entscheiden, ja, die Inhalte. Guter Ansatz. Dummerweise gibt es in dieser Hinsicht keine wählerfreundliche Einteilung in "Die machen alles richtig" und "Die machen alles falsch". Eher regiert die Frage "wer macht mit größerer Wahrscheinlichkeit am wenigsten falsch ?". Die Antwort darauf kann eigentlich niemand geben.

Sicher gibt es Angriffspunkte; die SPD hat unser Land nicht gerade in ein Paradies verwandelt, da sind wir uns wohl einig. "Papperlapapp, wird alles besser", sagt der wie immer medial-lässige Bundeskanzler. Und sein Vize steigt gleich mit ein; die Reformen greifen, die Stimmung ändert sich, die Werte gehen nach oben. Was aber, wenn damit nur die Umfragewerte gemeint waren ?

Die CDU/CSU wird alles besser machen. Sagen Merkel und Stoiber. Wenn die in den letzten 7 Jahren nun rein gar nichts hätten tun können, stünde ihnen dieser Oppositionsbonus auch durchaus zu. Aber war da nicht die Mehrheit im Bundesrat ? Die Mitarbeit an wenig populären Entscheidungen wie Hartz IV ? Und die böse, böse Ökosteuer soll nun auch bestehen bleiben ? Schröder holt nicht umsonst desöfteren zu einem beschwichtigenden "Das haben wir doch zusammen gemacht" aus. Ins Deutsche übersetzt heißt das schlicht: "Ätsch, ihr seid auch mit schuld".
Nun hat die CDU/CSU noch den Kirchhof in ihr Kompetenzteam geholt und vorsorglich auch schnell wieder weggesperrt. "Ist alles doch gar nicht so gemeint, der will nur spielen, jetzt holen wir den Merz, der wird es schon richten". Souveränität und Geradlinigkeit sind etwas anderes.

Gestern in der Diskussion fand ich es bezeichnend, wie die großen Parteien sich gegenseitig die Misswirtschaft in den Jahren 1990-1998 bzw. 1998-2005 vorwarfen. Man bekam den Eindruck, als würden sich Pest und Cholera darum streiten, wer die bessere Krankheit war. Den letzten Satz las ich heute in einem Kommentar und finde ihn leider immer noch recht passend.

Wenn Pest und Cholera sich streiten, gewinnt dann der Schnupfen ? So oder ähnlich muss sich das Gregor Gysi denken. Der kann sich beruhigt zurücklehnen, seine Partei will ja gar keine Verantwortung übernehmen. Sie will die Alternative sein; eine Alternative, die dem Volk aufs Maul schaut, die dort gesammelte Kritik den Regierenden ins Gesicht wirft und dann schnell schelmisch grinsend um die Ecke abhaut. Dass die so vertretenen Positionen nicht hanebüchen sind, zeigt schon ein Blick auf elektronische Wahlhelfer wie den Wahl-O-Mat. Nehmen Sie sich die Zeit und bewerten Sie einmal die dort gestellten 30 Thesen; es würde mich wundern, wenn die Linke als Wahlempfehlung nicht auf einem der vorderen Plätze rangiert. Aber: hilft das dem Land weiter ? Ich für meinen Teil würde meine Stimme lieber jemandem geben, der sofort etwas aktiv mitgestalten will und nicht erst dann, wenn die anderen Parteien sich (in einer großen Koalition ?) zerrieben haben.

Westerwelle ist der einzige, der ein Patentrezept hat: die Wirtschaft darf nicht abschmieren und muss geschmiert werden. Das hört sich so schön nach Arbeiterjargon an, ich rieche schon das Öl und die verschmutzten Klamotten. Das Problem: zum einen nehme ich dem Westerwelle die Rolle als Retter der arbeitenden Bevölkerung nicht ab. Als er gestern über die Kinderarmut dozierte, sah ich das Bild vor mir, wie er den zerlumpten Kids fröhlich grinsend einen "Go, Wirtschaft, Go"-Smilie-Aufkleber an die Stirn pappte. Und zweitens kann ich die These, wonach eine blühende Wirtschaft automatisch neue Stellen bedingt, einfach noch nicht als eine Art Naturgesetz einordnen. Insofern verweise ich auf den Link "Die Wirtschaft befreit die Menschen von der Arbeit" auf www.wirtschaftskontrolle.de.

Viele schöne Absätze voll geschrieben, aber eine Wahlempfehlung fehlt leider immer noch. Soll man vielleicht ein anderes Kriterium für die Wahlentscheidung anlegen ? Wer sich am schönsten anzieht ? Die besten Witze macht und am lockersten drauf ist ? Oder doch, wer seine Position am überzeugendsten vertritt ?

Dass der letzte Ansatz nicht leicht zu realisieren ist, zeigt sich schon an einer Beobachtung, die ich gestern zu Beginn der Diskussionsrunde machte: als die erste Frage in die Runde geworfen und Angela Merkel zuerst vorfreudig lächelnd auf die Freigabe des Wortes wartete, dann aber sofort wie gewohnt die innere "Play"-Taste zum Abspielen der Kassette mit der nicht passenden Antwort drückte, war nach Ende des Vortrags Stille im Raum. Nach Schröders Antwort kam zaudernder Applaus (und damit der Beweis, dass Publikum anwesend war); es schien, als seien die SPD-Claqueure wohl eindringlicher gedrillt worden.

Diese Atmosphäre blieb mir am ehesten von der Diskussionsrunde im Gedächtnis haften. Mein Fazit daher in Anlehnung an die uralte Sketchreihe mit Walter Giller : "Locker vom Hocker" alleine bringt es nicht. Es bleibt schwierig.

Montag, September 12, 2005

Ich verspreche Ihnen meine Stimme! Oder:
Politiker – unsensibel ohne Ende!

Beim Recherchieren ist mir ein Artikel aufgefallen, den ich – unabhängig von der Parteienzugehörigkeit – in jedem Fall publiziert hätte, jetzt trifft es halt einen Grünen.

Klicken Sie auf LINKS – 200 aktuelle Berichte und geben Sie entweder unter WebLog-Artikel-Nummer 1865 ein (da Sie die Nummer ja durch mich wissen) oder, nur mal zum Probieren die drei Suchbegriffe grün, schwarz, Putzfrau ein, bei Verknüpfung wählen Sie UND-verknüpft und lassen Sie sich vom Ergebnis überraschen.

Grünen-Landeschef

Putzfrauen illegal beschäftigt

Lieb finde ich den Landesvorsitzenden, der politisch hinter dem Schwarzarbeitgeber steht, weil dieser sich ja schließlich entschuldigt hat.

Wenn der Vorstand menschlich hinter ihm steht - ok, vielleicht hat es sich in der Vergangenheit verdient gemacht - aber politisch???

„Na ja, höre ich Sie sagen, Politiker sind halt auch nur Menschen!“

Von mir bekommen Sie hier einen klaren Widerspruch.

Ich erwarte gerade von Politikern einen einwandfreien Leumund und dass sie die Rechtsordnung, die sie durch ihre politische Tätigkeit unterstützen, in vollem Umfang respektieren und beachten.

Bei einem Finanz- oder Polizeibeamten hätte niemand Verständnis für einen solchen Verstoß - warum dann bei einem politischen Mandatsträger?

Selbstverständlich dürfen Politiker, wie jeder andere auch, Schwarzarbeiter beschäftigen, Bestechungsgelder annehmen und Steuern hinterziehen – aber, wer sich erwischen lässt, fliegt raus!

Bei allen Gesetzesänderungsvorschlägen – wer dieses Gesetz durchbringt, bekommt meine Stimme – versprochen!

Sonntag, September 11, 2005

Prostitution als Weg aus der Arbeitslosigkeit!
Prostitution als Weg aus der Arbeitslosigkeit?

Ist es nicht erschreckend, wie ein Ausrufezeichen oder ein Fragezeichen einen Satz beeinflussen, ja, sogar entscheidend verändern?

„Papa – du sagst doch immer, dass du Arbeitslosen hilfst, wieder Arbeit zu finden. Hilfst du auch Prosittuierten?“ fragt mich mein Sohn beim Essen.

Mein Hemd war versaut - nicht von der Frage sondern von der Soße, in die meine Gabel gefallen war. Soll ich ihm das Wort richtig beibringen oder mich wundern, woher er es kennt?

„Klar“ sag ich „kennst du eine, der ich helfen soll?“

„Nein, aber in der Zeitung steht doch, dass die vom Arbeitsamt Starthilfe kriegen, da könntest du doch auch helfen.“

Ich glaube, ich bin um die Erklärung des Wortes herum gekommen - er hat eine Schlagzeile gelesen, mehr nicht.

Während er in sein Zimmer geht und ich versuche, die Soße von meinem Hemd grob zu entfernen, überfliege ich die Überschrift im Artikel Nr. 1762 (gehen Sie auf Links - 200 aktuelle Berichte und geben Sie die Nummer bei Web-Log-Artikel-Nummer ein!)

BA fördert horizontales Gewerbe. Mit Zuschüssen der Bundesagentur für Arbeit können sich Erwerbslose als Prostituierte selbstständig machen.

Mir schläft das Gesicht ein.

Ich verstehe, dass man alles versuchen muss, die Arbeitslosenzahlen herunter zu drücken - aber irgendwo hört es auf...

Ich lese - zornig - weiter:

Die Bundesagentur für Arbeit gibt Starthilfe für Existenzgründer im horizontalen Gewerbe. Wie «Focus» berichtet, können Arbeitslose entsprechende Zuschüsse beantragen.

Das Magazin beruft sich auf ein Schreiben von BA-Chef Frank- Jürgen Weise an den CDU-Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel. Darin habe Weise bestätigt, «dass die Förderung der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit im Bereich der Prostitution mit Existenzgründungszuschuss oder Überbrückungsgeld nicht ausgeschlossen ist».

Nun sieht das Thema aber ganz anders aus:

Wahrscheinlich hat ein Politiker einfach mal so gefragt, warum Prostituierte bei der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit nicht gefördert werden, der BA-Chef erklärte hierzu, dass in diesem Fall die Förderung nicht ausgeschlossen sei - nicht mehr und nicht weniger.

Wie die netzeitung.de dieses Thema aufarbeitet - Respekt, das kann selbst das "Thema-aus-dem-Zusammenhang-Reiß-Fachjournal", kurz BILD, nicht besser. Frei nach dem Motto:

Reißerische Schlagzeile - wer nicht weiterliest ist selbst schuld!

Der Fleck ist fast nicht mehr zu sehen - soll ich ihm erklären, was eine Prostituierte ist? Ich glaub, das hat Zeit; irgendwann wird er mich wohl nochmal fragen, frühstens wenn er den Gameboy aus der Hand gelegt hat - oder auch überhaupt nicht mehr.

Samstag, September 10, 2005

Doppelmoral der FDP oder „Nutzen Sie die Steuervorteile, bevor wir sie abschaffen!“

Dr. Hermann Otto Solms von der FDP hat mir geschrieben, mir persönlich.

Der Brief beginnt nicht mit: „Sehr geehrter Leser“
sondern eindeutig mit: „Sehr geehrter Herr Jablonski“

Mein Sohn soll ruhig wissen, dass sein Vater ein viel gefragter Mensch ist - also rufe ich ihn, damit er den Brief mitlesen soll. Natürlich hört er mich nicht - wahrscheinlich hat er den Kopfhörer auf, ich kann ihm ja nachher noch den Brief zeigen...

Wenn die FDP sich so Mühe gibt, mich persönlich und namentlich anzusprechen, dann will die sicherlich was von mir - wenn ich nur wüsste, was...

Kurz überlegt: Kompetenzteam schießt mir in den Kopf!

Klar, damit Frau Merkel nicht zu übermächtig wird, will er mich in das Kompetenzteam der FDP berufen – ich, in Augenhöhe mit Professor Kirchhof – wow, ich werde es besser machen, als der. Ich werde mich zurückhalten mit Äußerungen, werde immer dafür sorgen, dass die Presse mich nicht öfter interviewt als den Guido.

Welches Ressort, welches Ministerium könnte mich denn interessieren?

Vielleicht macht der Solms da ja Vorschläge.

Also fang ich an, zu lesen.

Um mich einzustimmen, erklärt er mir zuerst die Lage: „Die FDP will zusammen mit der CDU/CSU nach erfolgreicher Bundestagswahl..... doch dieses Ziel wird von zwei Seiten bedroht: Die bürgerlichen Parteien werden von drei (?) Linksparteien (wenn man die drei Linken abzieht, wen meint er dann mit „bürgerlich“?) attackiert.... droht ein weiterer Niedergang Deutschlands...“

Nun, unter Politikern wird ja in Geheimsprache gesprochen, er kann mir ja nicht direkt sagen, was er wirklich will – aber klingt das nicht nach Justizministerium, mindestens aber Verfassungsschutz und BND?

Nun, wenn James Bond schon so tolle Autos fährt, was werde ich dann als Chef fahren?

Weiter im Text: „... allein wird es die Union nicht schaffen ... deshalb bitte ich Sie, die Liberalen zu unterstützen.“

Ok, aus der Traum von Kompetenzteam und Karriere, meine Stimme will er.

Warum sollte ich sie ihm geben? Die Antwort hat er im Brief parat: „... grundlegende Änderung der Steuer- und Abgabenpolitik..., Steuerentlastung für alle Einkommen..., Steuervereinfachung ..., keine Vermögens- und Gewerbesteuer..., Neuordnung der Erbschaftssteuer..., Abkehr vom Schuldenstaat..., keine Erhöhung der Mehrwertsteuer.“

Nun, wenn das so ist, die muss man doch wählen, oder?

Ich lese weiter:

„Helfen Sie uns, den Politikwechsel in Deutschland herbeizuführen. Spenden Sie an den FDP Bürgerfonds....“

Was will der, meine Stimme interessiert den gar nicht? Er will nichts anderes als mein Geld?

Na ja, eine Partei, die die Abkehr von der Steuer predigt – von irgend was müssen die ja schließlich leben.

Was steht da unter PS?

„Als Privatperson können Sie Ihre Spende an den FDP Bürgerfonds bis zu 3.300 € im Jahr steuerlich geltend machen, bei gemeinsamer Veranlagung bis zu 6.600 €.“

Tja, Herr Solms, vielen Dank für diesen Vortrag in gelebter Doppelmoral: Das bestehende Steuerrecht ist ja nur schlecht! Wenn ich Ihnen aber spende, darf ich dieses schlechte Recht nutzen und die Allgemeinheit für meine Spende an Sie aufkommen lassen?

Nein, nein nein! Sie haben sich soeben selbst disqualifiziert!

Ich glaub´den Brief brauch ich meinem Sohn doch nicht zu zeigen- obwohl, wenn er nur die Anrede liest, vielleicht bringt mir das doch ein paar Punkte auf der nach oben offenen Bewunderungsskala?

Freitag, September 09, 2005

Verlängerung

Jetzt haben wir also den Salat. Wegen des Todes einer NPD-Kandidatin für die Direktwahl muss im Wahlkreis 160 (Dresden I) eine Nachwahl durchgeführt werden. So steht es im Bundeswahlgesetz (§ 43 Absatz 1 Nr. 2), da kann man nichts ändern. Heute wurde von offizieller Seite der 2. Oktober als Wahltermin angesetzt.

Der Optimist würde jetzt sagen: "au fein, da ist die Vorfreude umso länger, wenn erst Wochen nach dem 18.9. offiziell feststeht, wer uns denn nun regieren darf. Quasi wie Weihnachten, wenn Heiligabend plötzlich erst ein paar Stunden später anfängt". Realistischer wäre wohl eher der Vergleich, wonach am Wahlsonntag die Streichhölzer verteilt werden und man erst mehrere Wochen später die Hand aufmachen und nachschauen kann, ob man das kürzeste Hölzchen gezogen hat.

Ich bin wirklich gespannt, wie sich der Bundeswahlleiter aus der Affäre ziehen wird. Verkündet er ein (vorläufiges) amtliches Endergebnis am Wahlabend ? Oder macht er es abhängig von den bisher gezählten Stimmen ("wenn es eng wird, sagen wir besser mal nix") ? Oder meldet er sich an dem Tag krank ? (Dieser Fall ist natürlich in Deutschland auch geregelt, dann muss der arme Stellvertreter ran, § 1 Satz 1 Bundeswahlordnung)

Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass Nachwahlen an sich nichts unbedingt Neues sind. 1961 und 1965 mussten sie auch durchgeführt werden, damals waren sie wegen der stabilen politischen Mehrheiten (1961: CDU/CSU 45,6 % ; SPD 36,2 % - 1965: CDU/CSU 47,6 % ; SPD 39,3 %) aber nachweislich für das Gesamtergebnis unbedeutend. Kann man diese Praxis heute bedenkenlos übernehmen angesichts der Tatsache, dass beim letzten Mal 6000 Stimmen den Ausschlag für Rot-Grün gegeben haben ? Fühlen sich die Dresdner Bürger wirklich gleichberechtigt, wenn ihre Stimme entweder nur noch geringe Bedeutung hat oder aber das Zünglein an der Waage sein kann ?

In der Haut des Bundeswahlleiters möchte ich wahrlich nicht stecken, muss er doch letztlich die heikle Abwägung zwischen Rechtssicherheit und Anwendungsgleichheit treffen. Wofür er sich entscheidet, wird man sehen. Sicher ist nur: in der bayerischen Staatskanzlei sitzt jemand, der alles dafür geben würde, wenn er am 18.9. informiert ein Glas aufmachen könnte.

Donnerstag, September 08, 2005

Kompetenzteam, die 2.

Was bitte hat der vorherige Blog Kompetenzteam wirklich mit Kompetenzteam zu tun - bin ich mittlerweile auf den Zug der Politik aufgesprungen und mache auch Etikettenschwindel?

Ich kann Ihre Frage verstehen, kann Sie aber beruhigen: Nein, würde ich nie tun, ich wollte Ihnen nur Appetit auf das hier folgende Thema "Kompetenzteam" machen.

Also, wie beschrieben sind wir gestern auf die Domplatte gegangen, um uns zuerst einmal "Die Linke.PDS" anzusehen und anzuhören.

Hier konnten wir live erleben, was ein Komptenzteam wirklich ausmacht.

Während sich die Anhänger der konventionellen Parteien mit nur einer Spitze begnügen müssen, gab es hier das "Tandem der Heimatlosen" zu sehen.

Für die nicht ganz so Alten unter uns - Tandem nennt man ein Fahrrad, auf dem der Vordere lenkt und kräftig die Pedale tritt und der hintere nur schnauft und so tut als ob....

Heimatlos muss ich noch erklären: Also, der Oskar war früher bei der SPD, der Gregor bei der PDS (die gleichen Buchstaben, was für ein Zufall). Als der Oskar bei der SPD nicht Häuptling sein durfte, weil dort der Gerhard alleine das Sagen haben wollte spielte er noch ein wenig lustlos mit und ging dann fort und hatte ab sofort keine politische Heimat mehr.

Der Gregor hatte ein ähnliches Problem: im Osten war die PDS ja bekannt, aber im Westen wollte ihn niemand mitspielen lassen. Er dachte: "Wenn ich ja ein Wessi wär, wär das Leben halb so schwer!" und verließ die PDS (zumindest den Namen).

Jetzt waren beide einsam und allein.

Nur - wie wird man Wessi, ohne dort geboren zu sein? Die Lösung ist genauso einfach, wie es die von Fischer so genannte "Bundeskanzlerin" auch macht. Habe ich keine Kompetenz, suche ich mir einen Kompetenten, der so eine Aura von Komptenz um sich herum ausstrahlt, dass der Strahl auch über mich fällt.

Der einsame Oskar schaute den ebenso einsamen Gregor an und weil er gerne wieder auf seinem alten Spielplatz spielen wollte, gab er dem roten Bruder aus dem Osten die nötige Wessi-Kompetenz. Gregor sagte es persönlich auf der Domplatte am 07.09.2005 - glauben Sie mir, ich war dabei: "Früher hattet ihr Angst vor der PDS, weil die aus dem Osten kommt - vor "Die Linke.PDS" braucht ihr keine Angst zu haben, denn wir haben einen aus dem Westen (wusch - die Kompetenz-Aura des Wessis überstrahlte, nein hüllte ihn ein - schon liebten ihn die Kölner als einen der ihren).

Wenn ich mich richtig erinnere, war Honecker auch Saarländer, wie der Oskar auch, aber bei intelligenten Menschen kann man davon ausgehen, dass die Geschichte sich nicht wiederholt.

Also, die zwei Wessis hielten ihre Reden und erklärten gleich von Beginn an, dass sie gar keine Chance auf den Wahlsieg hätten, sondern nur die Etablierten pisacken wollten (hat das was mit der Pisa-Studie zu tun - hoffentlich nicht). Ihr erklärtes Ziel sei die Opposition, um den Bundestag "aufzumischen", deshalb soll man ihnen die Stimme geben.

(Ich dachte immer, man wählt in der Absicht, die Regierung mit zu wählen und die Opposition ergäbe sich von selbst - muss ich noch mal recherchieren!)

Na ja, sonst nur das, was das Volk gerne hört: "Nicht nur die SPD/Grüne bescheißt euch, sondern auch die CDU/CSU/FDP - aber jetzt braucht ihr nicht mehr nur zwischen zwei Übeln zu wählen, sondern ihr habt eine Alternative."

Wollte er damit sagen, dass wir jetzt die Wahl zwischen drei Übeln haben?

"Es gibt wieder länger Arbeitslosengeld" - toll, Arbeit wär aber besser. "Von den Reichen wird´s genommen und den Armen gegeben" - der Spruch war gut, aber geklaut (Robin Hood).

Alles klatscht, alles ist zufrieden und in dem Bewusstsein, jetzt zu wissen, was gewählt wird - ab zum Rudolfplatz, wo der Joschka (ein ehemaliger Spielkamerad von Oskar, wenn auch von einem anderen Stamm) spricht.

Auch der schlägt das Volk in seinen Bann (ohne Kompetenzteam - musste nämlich alleine kommen, von den lokalen Größen mal abgesehen).

Der gleiche Applaus, auch hier wissen die Leute jetzt, wen sie wählen sollen. Alle? Nein nicht alle. Mindestens einer nicht: Ich.

Ich habe bei beiden gleich viel geklatscht - manches war wirklich klatschenswert. Ich habe bei beiden gleich viel nachdenklich geschaut - nicht alles war schlüssig.

Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so schlau als wie zuvor (ist übrigens auch geklaut - passt aber wie die "Faust" auf´s Auge).

Kompetenzteam

„Papa – du sagst doch immer, dass sie Menschen wählen gehen sollen. Wen wählst Du eigentlich?“

Ich höre das Pfeifen einer Bombe (zumindest hört man das so in Kriegsfilmen), die immer näher kommt – bumm , Einschlag, Treffer, versenkt.

Als ob er wüsste, dass ich mich schon seit Tagen mit diesem Thema herumschlage.

„Weißt du was, heute lernst du Demokratie“ doziere ich, „wir besuchen zwei Kundgebungen, vielleicht weiß ich es dann.“

So kann man sein Kind an das Leben heranführen, freue ich mich innerlich, also Erziehung im Stile von „Learning by Doing“!

„Toll“ antwortet er, „das find ich gut!“ (träum ich, ein Vorschlag von mir wird widerspruchslos angenommen?), „aber leider bin ich heute schon verabredet und kann das leider nicht verschieben – wir lernen Mathe und so....“

Klar, in erster Linie „und so....“ denke ich, gehe ich halt alleine hin.

Mit dem süßesten Wortklang frage ich meine Frau: „Peek und Cloppenburg hat heute Eröffnung, sollen wir da mal vorbeischauen?“

„Du, das finde ich eine tolle Idee, aber sollten wir nicht lieber auf den Domplatz und später auf den Rudolfplatz gehen? Da sind Kundgebungen der Links-Partei und der Grünen, nachdem du heute den ganzen Tag „Regierungserklärungen“ im TV angesehen hast, wäre das doch der richtige Ausklang.“

Zum zweiten mal höre ich die Bombe einschlagen, auch sie hat mich durchschaut – irgendwas mach ich verkehrt?

Mittwoch, September 07, 2005

Steuergleichheit ist Steuergerechtigkeit. Oder ?

Professor Dr. Paul Kirchhof ist ein schlauer Mann. Muss er auch sein, schließlich wird man nicht so einfach Richter am Bundesverfassungsgericht. In dieser Eigenschaft musste er sich sicherlich auch mit den deutschen Steuergesetzen herumschlagen. Und darum konnte man ihn wahrlich nicht beneiden, schließlich dürfen wir Deutsche uns rühmen, ein Steuerrecht zu haben, das kaum einer von uns versteht. Der Verfasser dieser Zeilen bildet da keine Ausnahme.

Ich kann mir durchaus lebhaft vorstellen, wie der gute Paul in seinem Dienstzimmer saß und ob des Steuerparagrafendschungels verzweifelte. Was tun ? Nun, theoretisch gab es da zwei Optionen - erstens, ein Buch über Steuerkniffe zu verfassen oder zweitens, das Steuerrecht radikal zu vereinfachen.
Die große Machete raus und ordentlich reingehauen ins Steuerunterholz. 25 % Einkommenssteuersatz für alle. Gleiche Last für alle. Das hört sich ungeheuer gerecht an. Jeder wird gleich behandelt, unabhängig von Alter, Beruf, Geschlecht, Parteizugehörigkeit, das ist doch super. Genial. Visionär.

Schauen wir es uns mal näher an: Steuern sind das, was wir alle in ein schönes großes (und chronisch leeres) schwarz-rot-goldenes Sparschwein tun. Aus dem wird dann bezahlt, was wir alle zusammen benutzen. Wir leisten uns damit öffentliche Einrichtungen, die Straßen, die Schulen und jene Personen, die dafür sorgen, dass ein Zusammenleben in einer Gesellschaft funktioniert. Sicher, das hört sich nicht spannend an, jeder von uns würde sich wohl lieber von seinem Anteil einen schönen Urlaub, ein neues Auto oder ein eigenes Haus anschaffen.
Weshalb sollte nun ein Vorstandsmitglied einer Bank anteilsmäßig mehr Steuern bezahlen als eine Krankenschwester, ein Polizist oder ein Feuerwehrmann ? Sind doch alles nur Menschen ! Wozu die ganzen Unterschiede, die lästige Rumrechnerei ?

Nun, vielleicht weil die letztgenannten Personen Dienstleistungen erbringen, die jeder von uns mal in Anspruch zu nehmen in die Lage kommen kann ? Die für das Gemeinwesen unverzichtbar sind ? Oder provokanter gedacht: stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und es gibt keine Krankenschwestern, keine Polizisten, keine Feuerwehrmänner mehr. Sonst wäre alles da wie gehabt. Würde Sie das nicht beunruhigen ? Oder würden Sie dann auch sagen: "Eh wurscht, ist doch alles gleich".

Gleichheit liegt rein formal schon dann vor, wenn man alles auf einen einfachen gemeinsamen Nenner stutzt. Gerechtigkeit setzt aber erst dort ein, wo wesentlich Gleiches gleich und wesentlich Ungleiches ungleich behandelt wird. So ähnlich sieht das auch unser liebes Bundesverfassungsgericht, das Gleichheit nach Art. 3 Absatz 1 GG eben anhand der obigen Gerechtigkeitskomponente definiert. Und das in ständiger Rechtsprechung.

Fazit: mit dem Steuersatz ist es wie mit der Gerechtigkeit - zu einfach sollte man es sich mit keinem der beiden machen. Die Wahrheit ist leider immer noch meist lästig kompliziert.

Dienstag, September 06, 2005

Mein Sohn ruft an: „Papa, es wird heute etwas später, bis ich heimkomme.“

„Klasse“ antworte ich, „wie sieht´s aus mit den Hausaufgaben? Wenn du mehr lernen würdest, hättest du es in deinem späteren Leben leichter!“ (Wie hasse ich mich für diesen Satz - ist das nicht das Originalzitat, das ich von meinem Vater immer hörte? Sagte ich nicht bei der Geburt meines Sohnes, dass ich alles anders machen würde als er?)

Die Antwort, die ich dafür bekomme, könnte ich mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 % voraussagen - und sie kommt:

„Das interessiert mich im Moment genau so viel, als wenn in China ein Sack Reis umfällt.“

China! Da war doch was - boykottiert die EU aktuell nicht irgendwelche Textillieferungen? Vielleicht ergibt das ein interessantes Thema, meinem Sohn Politik zu erklären. Unter

„Links-200 aktuelle Berichte“

müsste ich doch irgend etwas zu diesem Thema finden. Angeklickt, „China“ als Suchbegriff eingegeben und - klasse, es klappt: am 10.08.2005 wurde etwas darüber veröffentlicht.

Also, ich könnte auf Grundlage dieses Berichtes erklären, dass die Politik, hier die EU, unsere heimische Produktion schützen muss, damit nicht die Billiganbieter unsere Arbeitsplätze zerstören. Bei unserer Arbeitslosenquote wird er über diesen Punkt sicherlich verstehen, dass Politik wichtig und ehrlich ist.

Dummerweise finde ich einen weiteren Bericht!

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/975/59916/

Der EU-Streit ist beigelegt - was jetzt? Doch kein Schutz der heimischen Industrie? Der amtierende EU-Ratspräsident und britische Premierminister Tony Blair setzt sich ausdrücklich dafür ein, China als Chance zu sehen - versteh ich jetzt nicht.

Da sieht man mal, wie großzügig die Politik sein kann: damit die armen Chinesen bei uns etwas absetzen können, wird die über einen Monat bereits andauernde Zollblockade eben mal aufgehoben. Warum machen wir Europäer das?

Wie durch Zufall wurde mit dem gleichen Datum veröffentlicht, dass die Chinesen bei uns zeitgleich mit der Aufhebung der Blockade, u.a. 10 Flugzeuge vom Typ Airbus A330 (Flugzeuge aus Europa) einkaufen.

http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/newsausgabe.htm?id=18858

Da haben wir aber noch mal Glück gehabt, oder?

Wie erklär ich Politik?

In meiner Vorbereitung auf die Frage nach Politik stoße ich auf die Definitionen "alle Macht geht vom Volke aus" und "gewählte Volksvertreter". Jetzt fällt es mir wieder ein. Politiker sind von uns (einer Mehrheit von uns) gewählt, uns zu vertreten - also sozusagen unsere Angestellten.

Ich denke an ein Handelsunternehmen, bei dem der Vertreter gegen die Unternehmensinteressen verstößt - er würde sicherlich nicht lange in dem Unternehmen bleiben.

Ein Glück. Da haben es unsere Vertreter doch besser: Sie wissen, dass sie für die nächsten 4 Jahre einen sicheren Arbeitsplatz haben - auch wenn sie noch so gegen uns (ihren Arbeitgeber) handeln.

Sollte den Vätern der Demokratie hier ein Fehler unterlaufen sein? Warum können wir unseren Vertretern nicht einfach kündigen?

Zugegeben, unter dem Druck der ständigen Kündbarkeit könnten die sicherlich keine sinnvolle Arbeit machen (versuchen). Wieso wollen die dann eigentlich das Kündigungsschutzgesetz (für Nichtpolitiker) liberalisieren - vielleicht weil sie wissen, dass die einfachen Arbeitnehmer ja viel belastbarer als die Politker sind?

Bösen Willen unterstelle ich nicht.

Klar ist auch, dass Politker manchmal unpopuläre Entscheidungen treffen müssen und ohne die Sicherheit, für die verbleibende Legislaturperiode beschäftigt zu sein, würden sie sich sofort einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen.

Nehmen wir als Beispiel die Eigenheimzulage. Angenommen, die Regierungspartei wolle diese streichen, weil es politisch einfach erforderlich ist. Klar, alle Häuslebauer würden die sofortige Kündigung an diese Volksvertreter aussprechen. So haben die Politiker halt die Möglichkeit, doch noch zu beweisen, dass dieser schmerzliche Einschnitt für irgend etwas richtig war.

Also, fassen wir zusammen: unpopuläre Entscheidungen, die uns letztendlich doch nutzen, sollen gefördert werden.

Ist doch alles ganz einfach, oder?

Ein Artikel, über den ich gestolpert bin, lässt mich an der Richtigkeit meiner Schlussfolgerung zweifeln.

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4711610_REF1,00.html

Angenommen, sowohl die Regierungsparteien als auch die Opposition sind der gleichen Meinung (theoretisch unmöglich, aber könnte ja mal sein), müsste dann nicht genau diese Gemeinsamkeit zum Wohle des Volkes sofort umgesetzt werden?

Die Regierung will die Wohnbauförderung kippen, weil das Geld anders benötigt wird!
Die Opposition blockiert das im Vermittlungsausschuss, damit sie im Falle des Wahlsieges selbst diesen Schritt durchführen kann, wie Sie im oben verlinkten Text ebenfalls lesen können.

Oder die Regierungspartei möchte die Selbstständigkeit erleichtern und setzt die Mindest-Kapitalsumme zur Gründung einer GmbH runter, will sie zumindest. Die angestrebte Senkung des Startkapitals für eine GmbH von mindestens 25.000 auf 10.000 Euro war Ende Juni allerdings am Widerstand der Union gescheitert. Kritiker hatten bemängelt, dass mit einem geringeren Haftungskapital das Insolvenzrisiko steige.

Die CDU/CSU wird, wenn sie gewählt wird, eine Gesellschaftsform mit einem geringeren Gründungskapital (UGG) initiieren.

http://www.netzeitung.de/arbeitundberuf/existenzgruendung/356518.html

Wie erklär ich das meinem Sohn?

„Papa“, fragte mein Sohn vor kurzem:
„Wie funktioniert eigentlich Politik?“


„Nichts leichter als das“, antwortete ich,„ also das ist so“.

Der Blick auf die Uhr zeigte meine Rettung an: „Ist es nicht an der Zeit, ins Bett zu gehen? Morgen beantworte ich dir deine Frage – ist ja alles ganz einfach – gute Nacht.“

Puh, gerettet! Kinder glauben, dass Papas und Mamas perfekt sind und alles wissen und wer genießt nicht das Gefühl, Superman zu sein – also bis morgen mach ich mich schlau!

Wie so oft, es gibt viel zu tun, man kann sich ja später noch auf das Thema einstellen. Kurze Zeit später, zumindest kommt es mir so vor, die Tür geht auf und mein Sohn schaut mich mit fragenden Augen an: „Du hast doch gestern gesagt, dass Politik einfach zu verstehen ist?“

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, ein süffisantes Grinsen bei dieser Frage wahrgenommen zu haben... Glaubt diese Wanze etwa, ich könnte Politik nicht erklären – dem zeigt Superman mal, wo es langgeht.

„Also“ – doziere ich – „wir haben eine Demokratie“.

Natürlich nur, um ihm zu erklären, wie man den Computer sinnvoll einsetzt, gebe ich in google die Suchbegriffe „Demokratie“ und „Definition“ ein und erkläre während der Wartezeit, dass das Wort Demokratie aus dem griechischen stammt und so viel bedeutet wie Volksherrschaft – wir klicken Wikipedia an – ich sehe seinen fragenden Blick (zweifelt er etwa meine Kompetenz an), überfliege den Artikel noch schnell mit den Worten „nur dass du mal siehst, wie du dich selbst informieren kannst..“ und schließe das Fenster schnell mal wieder.

„Papa, können wir das später machen, ich möchte mich mit meinen Freunden treffen?“ Innerlich erleichtert, weil ich noch einmal Aufschub bekommen habe, antwortete ich – da sind Eltern halt Spitze – nach außen beleidigt klingend: „Typisch, erst machst du einen auf interessiert – dann ist alles andere wichtiger“.

Hoffentlich war das nicht zu hart. Nicht auszudenken, er bleibt jetzt mir zu Liebe da, um sich mein Referat anzuhören (das ich noch gar nicht vorbereitet habe).

„Später ist auch noch ein Tag“ höre ich. Meine Rechnung ist aufgegangen: Superman hat alles richtig eingeschätzt – nicht auszudenken, wenn ich mir die Mühe gemacht hätte, mich auf das Thema vorzubereiten. Spüre ich da etwas wie ein Rechtfertigung vor mir selbst, als ich mir selbst erkläre, dass „Just in Time“ etwas mit intelligentem Zeitmanagement zu tun hat?

Montag, September 05, 2005

Der kleine satirische Seitenhieb: Das Fernsehduell

Hand aufs Herz: wieviele Unterhemden haben Sie gestern Abend zwischen 20:30 und 22:00 Uhr nassgeschwitzt ? Zwei, drei, fünf ?

Wie, keines ? Haben Sie das Fernsehereignis des Jahres etwa nicht mitverfolgt ? Das Duell der Giganten ? Das Endspiel um die Zukunft Deutschlands ?

Okay, ich hör schon auf. Natürlich war das Duell Kirchho.. äh Merkel gegen Schröder langweilig. Von der Präsentation her Schröder halt ganz der Medienkanzler mit ein paar knuffigen Bemerkungen - ich hatte wirklich drauf gewartet, dass er eine Antwort mal mit "Och, Angie" anfängt. Auf der anderen Seite Merkel ohne die erwarteten putzigen Versprecher oder Mundwinkel-bis-zum-Boden-Runterzieher - da saß Stefan Raab bestimmt enttäuscht vorm Fernseher und sehnte sich den Stoiber wieder herbei. Tja, müssen die Herrschaften bei TV Total heute Abend wohl mindestens fünfmal den "Frau Kirchhoff"-Versprecher des SAT1-Journalisten hervorzaubern.

Was die konkreten Inhalte anbelangt... Moment, waren da irgendwo Inhalte ? Dazu noch konkret ? Oder gar etwas wirklich Neues ? Schröder liebt seine Frau, das überraschte mich jetzt nicht unbedingt. Merkels Liebe hingegen gilt uneingeschränkt der Einleitungsfloskel "7 Jahre Rot-Grün haben...". Also, wer die bisherige Amtszeit der Koalition noch nicht kannte, konnte da wirklich etwas lernen.
Überhaupt scheint die Gentechnik verantwortlich für die ganze Misere in Deutschland zu sein, zumindest gemessen an der Zeit, die auf diesem Thema herumgeritten wurde. Wenn es Deutschland hilft, gelobe ich hiermit öffentlich, mich gentechnisch manipulieren zu lassen. Oder zumindest mein Gemüse, wenn das schon ausreichen sollte. Was tut man nicht alles für seine Heimat.

Weltmeisterlich waren beide Duellanten hingegen beim Ausweichen der Fragen. Die Taktik kenne ich noch von meinen Prüfungen im mündlichen Examen, da hieß es immer: wenn dir nix einfällt, einfach über irgendwas reden. Damit gewinnt man Zeit, um nach einer Antwort zu suchen und bestenfalls vergisst der Fragesteller, was er eigentlich hören wollte. Holla, das klappt auch im Fernsehen und als Politiker ! Schön zu wissen.
Wenn Sie, liebe Leser, also morgen mit einer Frage konfrontiert werden, auf die Sie keine Antwort parat haben, versuchen Sie es doch mal mit "7 Jahre Rot-Grün haben das Land ruiniert / Aber die Reformen greifen, wir sind auf dem richtigen Weg". Da kann eigentlich nichts schiefgehen.

Wer hat denn jetzt gewonnen ?
Müssen wir überhaupt noch wählen gehen ?
Und wenn ja, wen denn ?

Alles Rätsel, mit denen man als Bundesbürger weiter hadert. Hinsichtlich der zweiten Frage kann ich helfen:

JA, JA, JA, GEHEN SIE WÄHLEN !

Die Beantwortung der anderen beiden überlasse ich voll und ganz ihrem Gusto, dafür sind wir schließlich alle Demokraten und obendrein geht die Staatsgewalt bekanntlich vom Volke und nicht von Meinungsforschern aus. In diesem Sinne: wählen Sie am 18.9. einfach ganz entspannt und überzeugt die Richtigen. Sobald Sie ihr Kreuzchen gemacht haben, sind Sie schon der moralische Sieger. So einfach ist das.

Warum ich diesen Blog betreibe

Mit diesem Blog beginne ich mein neu erstelltes weblog. Mein Anliegen hat seine Wurzeln in einer Zeit weit bevor Bundekanzler Schröder der Überzeugung war, nicht mehr das Vertrauen der Wähler zu haben.

Unabhängig vom Ausgang der Wahlen wäre mein größtes Ziel, diesen Blog aufzulösen, weil sich die Ursachen und die Probleme der Arbeitslosigkeit in Luft aufgelöst haben.

Bis dahin werde ich mich des Problems gerne annehmen und so lange publizieren, bis Besserung eintritt.

Ich bin in meiner Meinung gespalten - einmal denke ich, dass es wichtig und richtig ist, Verantwortung zu übernehmen, das anderemal weiß ich, dass viele Leute Beifall klatschen und mit den Worten: "Gut, dass das mal einer sagt", sich ihrer Tagesordnung zuwenden.

Ich suche nicht Ihren Applaus, sondern Ihre tätige Mitwirkung!

Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meinen Blog aufzusuchen.

05.09.2005 A. Jablonski

Außerparteilich für den Wirtschaftsstandort Deutschland

Herzlich willkommen auf dem Schlachthof der Arbeitsplätze!

Seit Jahren beobachte ich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und bin bei jeder Verschlechterung der Arbeitslosenzahlen aufs Neue überrascht, dass die Betroffenen sich eine Kündigungswelle nach der anderen gefallen lassen.

In meiner Eigenschaft als Personal Trainer müsste ich mich eigentlich darüber freuen:
Schließlich verdiene ich den größten Teil meines Lebensunterhaltes dadurch, dass die Unternehmen mich nach dem Aussprechen der Entlassungen beauftragen, den von ihnen Gekündigten zu helfen, sich auf ihre neue Lebenssituation einzustellen. Durch mein Training und Coaching, durch die Akquise von Arbeitsplätzen, trage ich dazu bei, sie schnellstmöglich wieder in den Arbeitsmarkt zurück zu führen.

Genausowenig wie der Arzt die Krankheiten lieben muss, die ihn letztendlich ernähren, muss ich mit dieser Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt einverstanden sein. Ich darf mich aber auch sehr wohl um den Wirtschaftsstandort Deutschland sorgen, der nicht nur unsere Generation ernähren soll, sondern darüber hinaus auch unsere Kinder und Kindeskinder.

Viel zu oft höre ich in diesem Zusammenhang die Worte: “... es müßte mal jemand (können Sie ersetzen durch: die Politik, die Wirtschaft, die Anderen) etwas dagegen unternehmen, den Mut finden, etwas zu ändern... ” und erlebe gleichzeitig die Leichtigkeit, mit der man die eigene Verantwortung ablehnt.

Sollten Sie der Meinung sein, dass irgend jemand anderes (aber bitte schön nicht Sie) etwas tun soll, dann lehnen Sie sich weiterhin zurück und sehen Sie gelassen dem “Abschlachten” der Arbeitsplätze und dem Vernichten von Existenzen zu. Freuen Sie sich Ihres Lebens und darüber, dass es wieder einmal nur die Anderen und nicht Sie selbst getroffen hat - zumindest im Augenblick noch nicht!

Wenn Sie aber die oder der Jemand sind und etwas ändern, etwas bewirken wollen - herzlich willkommen.