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Mittwoch, September 21, 2005

Der kleine satirische Seitenhieb: Der Wahlsonntag

Die Politik nähert sich zweifellos immer stärker der Unterhaltung an. Als am vergangenen Wahlsonntag um 18:00 Uhr die Prognosebalken für die CDU/CSU noch oben schnellten, konnte wohl kaum jemand emotionslos auf dem heimischen Sofa verharren.

Je nach Gusto setzte es Enttäuschung, Schadenfreude oder schlicht Applaus für die Tatsache, dass der allseits bedrängte Wähler sich tatsächlich erdreistet hat, die Politiker zu verhohnepipeln - wo das doch bisher traditionsgemäß umgekehrt vonstatten ging.

Heiter weiter in die Elefantenrunde - ein Festmahl für Freunde der geschauspielerten Realsatire. Wie der Schröder als Louis XIV. der Gegenwart gekonnt neben sich stand bzw. saß, das war schon bemerkenswert. "Le Kanzler, c'est moi" war sein Motto, fehlte nur noch ein Sonnenkranz im Hintergrund und der Siegelring am Finger (obwohl, vielleicht hatte er letzteren wirklich an und die Journalisten vergaßen, ihn zu Beginn der Sendung zu küssen ?).

Merkels Karriere als Schauspielerin leidet hingegen an einem schweren Makel - selbst ausgerufenen Siegern hängen eigentlich nur selten die Mundwinkel herunter bis an die Kniescheibe. Wie sie die Ansprüche auf den Kanzlerthron geltend machte, erinnerte an die schüchterne Sekretärin, die zum Chef kommt und um eine Führungsposition anfragt. Da hört man den Wahlkampfmanager im Hintergrund rufen: "Das müssen wir nochmal üben, Angie".

Stoiber brillierte in einer tragenden Doppelrolle; er gab tapfer den selbstbetrügerischen Junkie. Seine Droge: das CSU-Wahlergebnis. Und das, obwohl seine Partei in Bayern unter die 50 %-Marke rutschte. Moment, sitzen da nicht angeblich die intelligenten Menschen des Bundesgebiets ? Haben die etwa mal den Wahlzettel genau durchgelesen und bemerkt, dass es noch andere Parteien gibt ? Nicht umsonst gibt es im deutschen Sprachgebrauch das geflügelte Wort "gefährlich schlau sein".

In den Nebenrollen: Westerwelle als standhafte und murrende Jungfrau, die sich einem anderen versprochen hat, Fischer versteckte unter dem Tisch seinen E.T.-Blinkefinger ("will nach Hause") und schließlich Bisky als in sich hineingrinsendes Kasperle - durfte kaum was sagen, aber man sah, dass er Spaß hatte.

Und wie geht es jetzt weiter ? Auch hier hilft der Blick in die Schauspielschatulle: wer kennt nicht das typische Strickmuster der romantischen Komödie ? Männlein trifft Weiblein, beide finden sich gegenseitig furchtbar bäh und schmeißen sich zur Erheiterung des Publikums böse Sprüche an den Kopf. Der SAT1-Film-Film-Geschädigte weiss aber schon nach zehn Minuten - am Ende kriegen sie sich. Irgendwie.

Wer bei der Koalition Männlein und Weiblein sein wird - das werden die kommenden Tage zeigen. Und dann ist wohl Schluss mit lustig.