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Sonntag, September 11, 2005

Prostitution als Weg aus der Arbeitslosigkeit!
Prostitution als Weg aus der Arbeitslosigkeit?

Ist es nicht erschreckend, wie ein Ausrufezeichen oder ein Fragezeichen einen Satz beeinflussen, ja, sogar entscheidend verändern?

„Papa – du sagst doch immer, dass du Arbeitslosen hilfst, wieder Arbeit zu finden. Hilfst du auch Prosittuierten?“ fragt mich mein Sohn beim Essen.

Mein Hemd war versaut - nicht von der Frage sondern von der Soße, in die meine Gabel gefallen war. Soll ich ihm das Wort richtig beibringen oder mich wundern, woher er es kennt?

„Klar“ sag ich „kennst du eine, der ich helfen soll?“

„Nein, aber in der Zeitung steht doch, dass die vom Arbeitsamt Starthilfe kriegen, da könntest du doch auch helfen.“

Ich glaube, ich bin um die Erklärung des Wortes herum gekommen - er hat eine Schlagzeile gelesen, mehr nicht.

Während er in sein Zimmer geht und ich versuche, die Soße von meinem Hemd grob zu entfernen, überfliege ich die Überschrift im Artikel Nr. 1762 (gehen Sie auf Links - 200 aktuelle Berichte und geben Sie die Nummer bei Web-Log-Artikel-Nummer ein!)

BA fördert horizontales Gewerbe. Mit Zuschüssen der Bundesagentur für Arbeit können sich Erwerbslose als Prostituierte selbstständig machen.

Mir schläft das Gesicht ein.

Ich verstehe, dass man alles versuchen muss, die Arbeitslosenzahlen herunter zu drücken - aber irgendwo hört es auf...

Ich lese - zornig - weiter:

Die Bundesagentur für Arbeit gibt Starthilfe für Existenzgründer im horizontalen Gewerbe. Wie «Focus» berichtet, können Arbeitslose entsprechende Zuschüsse beantragen.

Das Magazin beruft sich auf ein Schreiben von BA-Chef Frank- Jürgen Weise an den CDU-Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel. Darin habe Weise bestätigt, «dass die Förderung der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit im Bereich der Prostitution mit Existenzgründungszuschuss oder Überbrückungsgeld nicht ausgeschlossen ist».

Nun sieht das Thema aber ganz anders aus:

Wahrscheinlich hat ein Politiker einfach mal so gefragt, warum Prostituierte bei der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit nicht gefördert werden, der BA-Chef erklärte hierzu, dass in diesem Fall die Förderung nicht ausgeschlossen sei - nicht mehr und nicht weniger.

Wie die netzeitung.de dieses Thema aufarbeitet - Respekt, das kann selbst das "Thema-aus-dem-Zusammenhang-Reiß-Fachjournal", kurz BILD, nicht besser. Frei nach dem Motto:

Reißerische Schlagzeile - wer nicht weiterliest ist selbst schuld!

Der Fleck ist fast nicht mehr zu sehen - soll ich ihm erklären, was eine Prostituierte ist? Ich glaub, das hat Zeit; irgendwann wird er mich wohl nochmal fragen, frühstens wenn er den Gameboy aus der Hand gelegt hat - oder auch überhaupt nicht mehr.