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Dienstag, November 01, 2005

Der kleine satirische Seitenhieb: Wer will denn noch, wer hatte schon ?

Kommt ein Mann mit einem gebratenen Hähnchen unterm Arm in die Arztpraxis und fragt: "Herr Doktor, ist da noch was zu retten ?"

Dieser Witze-Klassiker von Otto scheint mir momentan von der hehren Politikerschaft verfilmt zu werden. In den tragenden Rollen: das Wählervolk als besorgter Mann, die große Koalition als behandelnder Arzt und Deutschland als gebrutzeltes Hähnchen. Das Vertrackte: der Doktor hat das Vogelvieh eigenhändig abwechselnd gebraten, zuerst von der rechten, dann von der linken Seite. Wie bringt man das jetzt dem guten Mann bei, ohne ihn aus der Patientenkartei streichen zu müssen ?

Schröder hat abgedankt, Müntefering eine ihm unangenehme Abstimmung zum Absprung genutzt und dessen bekennender Fan Stoiber scheint als Instinktfußballer auch zu wissen, wie man eine Steilvorlage ihrer Bestimmung zuführt. Könnte das damit zusammenhängen, dass nach dem dramatischen Befund des Patienten Deutschland keiner mehr seine Sympathiewerte aufs Spiel setzen will ?

Was haben wir in den letzten Tagen nicht alles hören müssen: Deutschland ist nicht nur Papst, sondern auch pleite, wir müssen alle viel tiefer in die Taschen greifen, Subventionen werden abgebaut, die Mehrwertsteuer muss erhöht werden, das Arbeitslosengeld sollte man mal kürzen, wie wäre es mit einer schnuckeligen Privatisierung der Autobahnen nebst leckerer Maut für alle ?

Das sind doch tolle Aussichten ! Tagelang wurde man als unbedarfter Konsument mit der Supertollwohlfühl-Aktion "Du Bist Deutschland" umnebelt und jetzt das. "Ich soll Deutschland sein ? Nee, lass mal lieber, ich fühl mich eigentlich noch ganz gut" bin ich geneigt, als Anregung für den nächsten Spot in die Marketingmanager-Runde werfen.

Wie geht's nun weiter ? Die SPD sitzt in der Verhandlungsrunde mit Leuten, die sich danach aus der Herrschaftsrunde ausklinken werden. Wenn's schiefgeht, die Klientel mault und Superhorst wieder Neuwahlen anberaumen darf, kann der SPD-Vorstand einfach sagen: "tja, da ham die Politrentner Mist gebaut, wir wollten das gar nicht, wählt uns nochmal und alles wird gut".

Was die CDU ganz schön gemein findet, bleibt doch der schwarze Steuererhöhungs-Peter damit allein an ihnen hängen. Dabei hatte man die Problemministerien zuvor souverän umschifft und sich Angela so darauf gefreut, die Bundeskanzlerinnenbluse aufbügeln zu lassen.

Guido hat sich schon wieder erwartungsfroh die Dreadlocks aufbretzeln lassen und die Jamaika-Kappe aufgesetzt, um später auf die garstige linke Brut einschlagen zu können. Selbige schleicht sich vielleicht jetzt schon an den verunsicherten SPD-Vorstand ran und raunt: "Entweder jetzt mit uns an die Macht oder unter uns nach den Neuwahlen in die Opposition". Zu großspurig formuliert ? Mit Sicherheit. Aber: bei der momentanen kollektiven Wählerverwirrung und Bombardierung mit dem Besten vom Schlechtesten würde mich eigentlich nichts mehr wundern.

Ich würde mir sicherheitshalber für Ende März mal nichts vornehmen.