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Montag, Oktober 31, 2005

Herr Müller, wie die Maus ihn sieht...

Folgende e-Mail habe ich erhalten und ich hoffe, sie ist einfach nur erfunden, aber wenn nicht???

Stellt euch vor, die Sendung mit der Maus läuft und ihr hört die euch bekannte Stimme:

Das hier, das ist der Herr Müller.

Der Herr Müller kommt aus Aretsried, das liegt in Bayern, also ganz im Süden.

Der Herr Müller ist ein Unternehmer und das, was in den Fabriken von Herrn Müller hergestellt wird, habt ihr sicher alle schon mal gesehen, wenn ihr im Supermarkt wart.

Der Herr Müller stellt nämlich lauter Sachen her, die aus Milch gemacht werden. Naja, eigentlich stellen die Kühe die Milch her, aber der Herr Müller verpackt sie schön und sorgt dafür, daß sie in den Supermarkt kommen, wo ihr sie dann kaufen könnt. Die Sachen, die der Herr Müller herstellt sind so gut, daß sogar der Herr Bohlen dafür Werbung gemacht hat.

Weil der Herr Müller ein Unternehmer ist, hat er sich gedacht, er unternimmt mal was und baut eine neue Fabrik. Und zwar baut er sie in Sachsen, das ist ganz im Osten.

Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik, weil es schon viel zu viele davon gibt, und diese viel zu viele Milchprodukte produzieren, aber der Herr Müller hat sie trotzdem gebaut.

Und weil die Leute in Sachsen ganz arm sind und keine Arbeitsplätze haben, unterstützt der Staat den Bau neuer Fabriken mit Geld. Arbeitsplätze hat man nämlich im Gegensatz zu Milchprodukten nie genug.

Also hat derHerr Müller einen Antrag ausgefüllt, ihn zur Post gebracht und abgeschickt. Ein paar Tage später haben ihm dann das Land Sachsen und die Herren von der Europäischen Union in Brüssel einen Scheck über 70 Millionen Euro geschickt.

70 Millionen, das ist eine Zahl mit sieben Nullen, also ganz viel Geld. Viel mehr, als in euer Sparschwein passt. Der Herr Müller hat also seine neue Fabrik gebaut und 158 Leute eingestellt.

Hurra, Herr Müller.

Nachdem die neue Fabrik von Herrn Müller nun ganz viele Milchprodukte hergestellt hat, hat er gemerkt, daß er sie gar nicht verkaufen kann, denn es gibt ja viel zu viele Fabriken und Milchprodukte.

Naja, eigentlich hat er das schon vorher gewußt, auch die Herren vom Land Sachsen und der Europäischen Union haben das gewußt, es ist nämlich kein Geheimnis. Das Geld haben sie ihm trotzdem gegeben. Ist ja nicht ihr Geld, sondern eures. Klingt komisch, ist aber so.

Also was hat er gemacht, der Herr Müller? In Niedersachsen, das ist ziemlich weit im Norden, hat der Herr Müller auch eine Fabrik. Die steht da schon seit 85 Jahren und irgendwann hatte der Herr Müller sie gekauft. Weil er jetzt die schöne neue Fabrik in Sachsen hatte, hat der Herr Müller die alte Fabrik in Niedersachsen nicht mehr gebraucht, er hat sie geschlossen und 175 Menschen haben ihre Arbeit verloren.

Wenn ihr in der Schule gut aufgepasst habt, dann habt ihr sicher schon gemerkt, daß der Herr Müller 17 Arbeitsplätze weniger geschaffen habt, als er abgebaut hat. Dafür hat er 70 Millionen Euro bekommen.

Wenn ihr jetzt die 70 Millionen durch 17 teilt, dafür könnt ihr ruhig einen Taschenrechner nehmen, dann wißt ihr, daß der Herr Müller für jeden vernichteten Arbeitsplatz über 4 Millionen Euro bekommen hat.

Da lacht er, der Herr Müller. Natürlich nur, wenn niemand hinsieht. Ansonsten guckt er ganz traurig und erzählt jedem, wie schlecht es ihm geht. Aber der Herr Müller sitzt nicht nur rum, sondern er sorgt auch dafür, daß es ihm besser geht. Er ist nämlich sparsam, der Herr Müller.

Sicher kennt ihr die Becher, in denen früher die Milch von Herrn Müller verkauft wurden. Die schmeckt gut und es passten 500 ml rein, das ist ein halber Liter. Seit einiger Zeit verkauft der Herr Müller seine Milch aber in lustigen Flaschen, nicht mehr in Bechern. Die sind praktisch, weil man sie wieder verschließen kann und sehen hübsch aus. Allerdings sind nur noch 400 ml drin, sie kosten aber dasselbe. Da spart er was, der Herr Müller. Und sparen ist eine Tugend, das wissen wir alle.

[Hier kommt eine Zeile, die ich rechtlich beanstanden muss (Beleidigung und Anstiftung zur Körperverletzung), deshalb habe ich diese Passage unkenntlich gemacht:]

Wenn ihr jetzt fragt, warum solche xxxxxxxxxx xxxxxxxxxxx wie der Herr Müller nicht einfach an den nächsten xxxx xxxxxxx werden, dann muß ich euch sagen, daß man so etwas einfach nicht tut.

Wenn ihr aber das nächste mal im Supermarkt seid, dann laßt doch einfach die Sachen vom Herrn Müller im Regal stehen und kauft die Sachen,die daneben stehen. Die schmecken genauso gut, sind meistens billiger und werden vielleicht von einem Unternehmer hergestellt, für den der Begriff "soziale Verantwortung" noch eine Bedeutung hat.

Wow. Wer immer das verfasst hat, bitte teilt mir Quellen mit, die dies belegen.

In tiefer Depression fahre ich den Computer herunter und träume davon, dass das alles gar nicht wahr ist. Was aber, wenn doch???

Freitag, Oktober 07, 2005

Kanzlerqual

Ich habe das Geschachere um den Kanzlerposten in unserem schönen Land ja bereits weiter unten mit einer romantischen Komödie verglichen. So langsam scheint mir das Ganze aber eher in Richtung Reality-Tragödie abzudriften. Die Nachwahl in Dresden ist vorüber und fröhlich geht's weiter mit gegenseitigen "Ätsch-wir-sind-doch-besser"-Vorhaltungen. Könnte das bitte mal aufhören ?

Archie ist ein weitaus besserer Zahlenjongleur als ich, aber es ist doch bemerkenswert, dass knapp ZWEI DRITTEL der wählenden Bevölkerung einerseits Schröder und andererseits Merkel nicht an der Spitze des Landes sehen wollen (die Nichtwähler lasse ich mal außen vor). Wenn das selbst mir als leidenschaftlichem Zahlen- und Statistikverschmäher aufgefallen ist, müsste es doch auch unseren Volksvertretern einleuchten. Wie kann man da jetzt holterdipolter einen Machtanspruch herleiten ? Wenn ich vor der Theke einer amerikanischen Klopsbraterei stehe, einen Hamburger bestelle und nur ein Drittel des Kaufpreises in der Tasche habe, mache ich ja auch keine Anwartschaftsansprüche an der Bulette geltend.

Eine große Koalition bedeutet Stillstand - diesen Sinnspruch platzieren oft und gerne vor allem die Fans von Westerwelle und Co. in die Diskussion. Bisher habe ich wenig darauf gegeben, denn die FDP muss das ja sagen, nachdem die Wahlklientel seit 7 Jahren keine Lobbyisten mehr in die Machtzentrale einschleusen kann.

Eine große Koalition kann aber auch das Abschneiden von alten Zöpfen mit sich bringen. Merkel sowie Schröder sind gemeinsam Verlierer der Wahl (und da kann der Gerd die Prognose von vor 5 Monaten noch so weit nach unten drücken) - sie beide polarisieren und hemmen.

Sehen wir doch den Tatsachen ins Auge: dem rot-grünen Wähler mit Merkelverhinderungsabsichtstendenz kann man bestimmt keine Begeisterungsstürme entlocken, wenn Angela nun mit den Stimmen der SPD ins Kanzleramt gehievt wird. Da reibt sich Oskar schon vorfreudig die Hände über das anstehende Wählerzuwachspotenzial. Andererseits grübelt der schwarz-gelbe Kanzlerabwahlaspirant, weshalb die Physikerin aus dem Osten mit einem derart bescheidenen Wahlergebnis die künftigen Leitlinien der Politik bestimmen soll. Und Schröder will von denen auch keiner mehr ganz oben sehen.

Dass die großen Volksparteien sich zusammensetzen, die Ärmel aufkrempeln und gemeinsam Lösungen für die gegenwärtigen Probleme finden, indem sie die kompetentesten Köpfe aus ihren Reihen zusammenarbeiten lassen - diese romantische Hoffnung sehe ich zur Zeit immer mehr schwinden. Aber ist es darüber hinaus auch zu naiv, auf die Einsicht der Politiker zu vertrauen, eine große Koalition mit unverbrauchten Ideen und Köpfen anzugehen ?